Zur Einordnung von Apps und App-Entwicklung empfiehlt sich, die Internetnutzung in Bezug auf die verwendeten Endgeräte zu betrachten. Mobiles haben Desktop-PCs bei der Internetnutzung überholt. Statista zufolge¹ betrug per 2021 der weltweite Anteil der Seitenaufrufe von mobilen Endgeräten 58 %. Speziell Smartphones wurden im Jahr 2022 20- bis 30-mal häufiger genutzt als Tablets² und bilden damit die zum Internetzugang am häufigsten genutzte Klasse von Endgeräten. Im Verbund lassen diese Zahlen den Schluss zu, dass die Formfaktoren von Smartphones Akzeptanz bei Konsumenten gefunden haben. Mobilität wird bei der Internetnutzung allgemein höher bewertet als die große Auflösung von Desktop-Monitoren. Der Komfort von breiter Standardtastatur, nummerischem Tastenfeld und Ergo-Maus ist sekundär. Es stellt sich für digital werbende Unternehmen und insbesondere für E-Commercer die Frage, wie dieser Trend durch Software antizipiert werden soll. Medienweichen in CSS passen lediglich das Seitenlayout an. In der Begrifflichkeit von Model-View-Controller beeinflussen sie nur die View, nicht aber den Controller und somit nicht die Ablaufsteuerung.
Apps sind die Antwort auf geändertes Benutzerverhalten
Das Handling von Anwendungen auf dem Smartphone unterscheidet sich fundamental vom Handling auf Desktop-Plattformen. Das Nebeneinander von Anwendungsfenstern auf Monitoren – einst etwa für Microsoft das wichtigste neue Feature beim Übergang von Windows 1.0 auf Windows 2.0 – entfällt. Smartphone-Apps werden als Stapel präsentiert, das Nebeneinander ist dem Nacheinander gewichen. Das Smartphone ist Gerät zum Konsumieren von Information und zur Interaktion mit Widgets. Für das Schreiben von Texten oberhalb der Länge von Kurznachrichten sind Smartphones nicht geeignet. Mit dem Smartphone generierter Content ist in der Regel grafisch und wird durch Bedienung weniger Widgets erzeugt und publiziert – Start, Kameraauslöser, Upload-Button, Ende. Eine solch lineare Ablaufsteuerung ist nicht neu in der Datenverarbeitung. Frühe Großrechnerlösungen mit Terminalbetrieb boten prozessspezifische Eingabemasken an. Diese wurden jeweils mit einer Interaktion – ENTER – bestätigt, bevor die nächste Eingabemaske angezeigt wurde.
Bei diesem Workflow war jeweils nur eine Informationseinheit auf dem Bildschirm sichtbar. Dieses Konzept ist auch die Grundlage zur erfolgreichen Benutzerführung mittels Apps. Anders als in der Parallelität des Desktops soll/kann der Benutzer nicht mehrere Dinge quasi-parallel tun. Er soll Schritt für Schritt durch eine Anwendung geführt werden, im Fall von E-Commerce idealerweise vom Startbildschirm zur Kasse.
Aus diesen Überlegungen ergeben sich Rahmenbedingungen für Apps und App-Entwicklung.
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Systemische Anforderungen an Apps
Eine App, die nur auf dem Endgerät Daten verarbeitet, ist aus wirtschaftlicher Sicht bestenfalls ein Werbe-Gadget. Um Mehrwert zu bringen, müssen Apps mit Backends kommunizieren. Damit erhöht sich die systemische Komplexität um ein Vielfaches. Qualifizierte App-Entwickler müssen diese Komplexität überblicken und technologisch beherrschen. Die Kenntnis von nur einem oder mehreren Entwicklungswerkzeugen wie Xcode oder Qt Creator genügt nicht. Es geht um Konzepte und Methoden, nicht um Werkzeuge oder gar spezifische Programmiersprachen. In Boom-Märkten wie dem Softwaremarkt rund um App-Entwicklung bildet sich leicht ein Wording heraus, das diesen Vorgaben diametral entgegensteht. Es steht das Werkzeug als Buzzword im Vordergrund, nicht die Methodik. Erfolgreiche Personalauswahl oder Beauftragung externer Softwarefirmen mit App-Entwicklung sollte Top-Down erfolgen und frei von auf spezifische Werkzeuge bezogenen Kriterien sein. Es nützt Unternehmen nichts, wenn der App-Entwickler zwar die Versionsgeschichte von Xcode auswendig kennt, aber an SQL und der Backend-Anbindung scheitert.
Worauf sollten Sie bei der Wahl des App-Entwicklers achten?
Es gibt in der Softwareindustrie das geflügelte Wort, dass man erst dann als Entwickler gilt, wenn man ein großes Projekt von der anfänglichen Planungsphase bis zu Praxiseinführung, Wartung und Bugfix gestemmt hat.
Der Hintergrund ist, dass man erst in der Rückschau auf das Gesamtprojekt und die darin aufgetretenen Schwierigkeiten begreift, was in Planung, Grob- und Feinanalyse, Design und Implementierung falsch laufen kann. Konzepte wie Wiederverwendbarkeit, Modularität, das Programmieren auf Schnittstellen statt auf Implementierungen sind allgemein bekannte Best Practices, sie füllen sich aber erst während großer Projekte mit Leben.
Deshalb kommt beim Recruiting der Projekthistorie der Entwickler große Bedeutung zu. Es sollte eine unternehmenskritische Anwendung dabei sein. Kleine, monolithische Spiele programmiert zu haben, genügt nicht als Erfahrungsnachweis. Ferner sollten Entwickler breiter als nur in der App-Entwicklung aufgestellt sein. In den Rechenzentren, in den die aus der App gelieferten Daten verarbeitet werden, sind keine Apps installiert, sondern Datenbanken und Serverprozesse. Kenntnisse aus diesem Bereich und somit aus der klassischen, stationären EDV sind mindestens für die Kommunikation mit Backendentwicklern und somit für das Gelingen des Gesamtprojekts unentbehrlich.
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Fazit
- App-Entwicklung ist die durch das Nutzerverhalten gebotene Evolutionsstufe der Unternehmenssoftware. Apps kommen spezifischem Benutzerverhalten auf Smartphones entgegen.
- App-Entwickler sollten um Methodik und systemischer Stellung von Apps wissen und neben App-spezifischen Skills über systemische Kenntnisse in der Breite verfügen.
- Projekterfahrung über den gesamten Entwicklungszyklus eines Softwaresystems hinweg ist ein notwendiger Bestandteil des Anforderungsprofils.
¹ https://de.statista.com/themen/258/mobiles-internet/
² https://de.statista.com/statistik/daten/studie/217457/umfrage/anteil-mobiler-endgeraete-an-allen-seitenaufrufen-weltweit/
Bilder: pexels.com